19.07.2021

Open Science gewinnt in der Energiesystemanalyse immer mehr an Bedeutung. Um ein Meinungsbild zum Verständnis von Open Science in der systemanalytischen Forschungscommunity zu erhalten, hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) den Projektträger Jülich (PtJ) mit einer Expertenumfrage beauftragt. Was die Ergebnisse verraten.

Die Vergleichbarkeit und Transparenz energiesystemanalytischer Modellierung will die Bundesregierung im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms mithilfe einer wirksamen Open-Source-, Open-Data- und Open-Access-Strategie stärken. Diese soll die aus den Systemanalysen abgeleiteten Handlungsoptionen validierbar machen, den Wissenstransfer verbessern und die Effizienz der Forschung steigern. Durch die Umfrage unter den Mitgliedern des  Forschungsnetzwerks Energiesystemanalyse und weiteren Fachleuten ist nun ein detaillierter Einblick in den Nutzen sowie die Potenziale und Hürden von Open Science für systemanalytische Modellierung entstanden. Die Erkenntnisse sollen unter anderem in die weitere Ausgestaltung der Forschungsförderung des BMWi im Bereich Energiesystemanalyse einfließen.

Chancen für die Systemanalyse durch Open Science

Die Ergebnisse zeichnen grundsätzlich eine positive Wahrnehmung von Open Science in der Systemanalyse, insbesondere in Bezug auf das Steigern der Transparenz. Dies kann laut den Befragten eine umfangreichere Dokumentation der eingesetzten Daten (90 Prozent) oder eine Steigerung des Dokumentationsumfangs der zugrundeliegenden Formeln sein, sogenannter Modelcodes (82 Prozent). Zwei Drittel sprachen sich für das vollständige Offenlegen der eingesetzten Modellcodes aus, einschließlich der offenen Lizensierung für Dritte. Wenngleich Open Science für die Energiesystemanalyse als große Chance gesehen wird, gab eine überwiegende Mehrheit (73 Prozent) als Nachteil an, dass die wirklich interessanten Daten oft nicht offen lizenziert werden.

Open Data, Open Source und Open Access in der systemanalytischen Praxis

Offen lizenzierte Daten (Open Data) vereinfachen laut 88 Prozent der Befragten den Datenaustausch. 83 Prozent sehen Vorteile bei der Zusammenarbeit, da die Daten kompatibler sind. 82 Prozent nannten, dass offen lizenzierte Daten das Verständnis fremder Analysen verbessern würden. Die Frage, ob sie selbst bereits Daten unter offener Lizenz Dritten zur Verfügung stellen, bejahten 68 Prozent. Zudem nutzen dreiviertel aller Befragten offen lizenzierte Daten Dritter für ihre Arbeit.

Das Meinungsbild in Bezug auf Open Source (Software, Modelle, Frameworks, Tools, etc.) ist durchmischter. So fallen die Antworten dazu, ob ausschließlich offen lizenzierte Software genutzt werden sollte, mit 56 Prozent Ablehnung und 44 Prozent Zustimmung recht ausgewogen aus. 73 Prozent der befragten Fachleute haben bereits selbst Dritten Software unter offener Lizenz zur Verfügung gestellt. 83 Prozent nutzen Open Source Software von Dritten für ihre Berechnungen.

Open Access, also das Publizieren wissenschaftlicher Ergebnisse in offen zugänglicher Form, wurde von fast allen Teilnehmenden der Umfrage als wichtig oder sehr wichtig für Vergleichbarkeit und Transparenz in der Systemanalyse bewertet. Sehr viele der Befragten stehen jedoch vor finanziellen und administrativen Hürden im Hinblick auf die Open-Access-Publikation ihrer Arbeitsergebnisse. (ml)

Umfrageauswertung

Die vollständigen Ergebnisse der Open-Science-Umfrage finden Sie auf der Webseite des Forschungsnetzwerks Systemanalyse.

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