07.07.2022

Gelingt die Energiewende oder nicht? Das haben die Projektpartner des Norddeutschen Reallabors (NRL) die Menschen in der beteiligten Küsten-Modellregion gefragt. Die nun veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass die Skepsis der Bürgerinnen und Bürger in puncto Machbarkeit gewachsen ist. Dennoch meinen immer mehr, dass die Energiewende dringend vorangebracht werden sollte.

Unter dem Titel „Transformation & Gesellschaft: Ein Stimmungsbild – Studie zur Energiewende und der Akzeptanz von Wasserstoff“ hat der NRL-Konsortialführer, das Competence Center für Erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E) der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg im Rahmen des Teilvorhabens „Industrielle Transformation und gesellschaftliche Teilhabe“ insgesamt 3.262 Menschen befragt. Dabei gab es zwei Runden: Anfang Februar und Ende April 2022 – vor und nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine. Die Umfrage ist repräsentativ für Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen.

Studienergebnisse zeigen ein gespaltenes Stimmungsbild

Auf der einen Seite wird ein hohes Bewusstsein für Umwelt- und Energiethemen deutlich, auf der anderen Seite äußern viele Befragte Zweifel, ob die Energiewende machbar ist. Ein weiteres Resultat ist, dass in der zweiten Befragungswelle die Energiewendeziele mit persönlich spürbaren Auswirkungen als wichtiger empfunden werden als Ziele, die das Gemeinwohl betreffen. So nennt eine große Mehrheit (knapp 90 Prozent) Versorgungssicherheit als (sehr) wichtiges Ziel der Energiewende, als zweitwichtigstes Ziel wird eine Senkung der Energiekosten (85 Prozent) angesehen. Eine Mehrheit der Befragten findet nämlich nicht gerecht, wie die Energiewendekosten verteilt sind. Unterdessen glaubt eine Minderheit von 29 Prozent daran, dass die Energiekosten langfristig sinken. Laut der Studie hält es die Hälfte der Teilnehmenden für (sehr) wahrscheinlich, dass das Ziel der Versorgungssicherheit erreichbar ist.

Balkendiagramm zu Wichtigkeit und Machbarkeit von Energiewendezielen
© NRL
Das Balkendiagramm zeigt, wie wichtig und machbar die Befragten der NRL-Studie bestimmte Energiewendeziele halten.

Die Projektpartner interpretieren diese Ergebnisse so: „Solche Defizite in der Glaubwürdigkeit bergen das Risiko, dass die Relevanz der Nachhaltigkeit bei der Wahl des Energieträgers und damit auch der Rückhalt für die Energiewende schwindet.“ Damit eine sichere, bezahlbare und klimafreundliche Energieversorgung gewährleistet werden könne, empfiehlt Studienautorin Pia Arndt vom CC4E: „Die Ergebnisse der NRL-Studie machen deutlich, dass sowohl die Versorgungssicherheit als auch die Finanzierbarkeit der Energieversorgung von zentraler Bedeutung für die Gewährleistung des Vertrauens der Bevölkerung in nachhaltige Energiesysteme sind. Zum Erhalt einer positiven Einstellung der Bevölkerung zur Energiewende kommt es bei der Umsetzung durch Politik, Forschung und Wirtschaft daher darauf an, dass die Akteursgruppen den Bürger*innen entschlossenes und gemeinsames Handeln in Bezug auf eine sichere und bezahlbare Energieversorgung vermitteln.“

Hoffnung liegt auf innovativen Technologien

Wie die Energiewende nach Meinung der Norddeutschen konkret umgesetzt werden könnte, auch dazu liefert die Studie Ergebnisse: Die Befragten setzen vor allem auf den Ausbau von Wind- und Solaranlagen, den Einsatz von Speichern und eine Zusammenarbeit von Forschung und Wirtschaft. Eine wichtige Rolle spielt zudem aus Sicht von 60 Prozent der Befragten der Einsatz von Wasserstoff. Nur sieben Prozent trauen Wasserstofftechnologien nicht.

Aus den Untersuchungsergebnissen zieht Prof. Werner Beba, NRL-Koordinator und CC4E-Leiter das Fazit: „Die Dringlichkeit der Bekämpfung des Klimawandels und der Umstellung auf eine erneuerbare Energieversorgung ist bei den Bürger*innen angekommen. Entscheidend für den gesellschaftlichen Rückhalt ist es, die Bürger*innen – auch vor dem Hintergrund der aktuellen energiepolitischen Herausforderungen – von der Machbarkeit zu überzeugen. Das Norddeutsche Reallabor kann hierbei eine Schlüsselrolle einnehmen.“ (kkl)

Förderung

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert das Projekt Norddeutsches Reallabor im Forschungsbereich "Weitere Maßnahmen" innerhalb des Schwerpunkts "Reallabore der Energiewende". Den Rahmen dafür bildet das 7. Energieforschungsprogramm. Hier finden Sie weitere Informationen zur Forschungsförderung.

Norddeutsches Reallabor

För­der­kenn­zei­chen: 03EWR007A-V

Projektlaufzeit
01.04.2021 31.03.2026 Heute ab­ge­schlos­sen

The­men

Wasserstoff, Sektorkopplung

För­der­sum­me: gut 52 Millionen Euro

Mehr Informationen

Hier gelangen Sie zum Projektporträt des Norddeutschen Reallabors.

Auch die Projekt-Website des Vorhabens bietet Informationen.

Die aufgezeichnete Kick-off-Veranstaltung können Sie nachträglich online verfolgen.

Interview

„Wir wollen den nächsten Schritt der Energiewende gehen“, sagt Projektkoordinator Werner Beba im Gespräch mit der Clusteragentur Erneuerbare Energien Hamburg.

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BMWK/Holger Vonderlind